Lyrics
Es hält ein alter Seemann fest
Mit dürrer Hand den Gast.
„Bei meinem langen weißen Bart,
Warum hältst du mich fast?“
„Die Festtagsgäste sind all bereit,
Der Hochzeitszug sich schwingt;
Der Saal ist voll, das Mahl bereit -
Warum hältst du mich, alter Seemann,
Von all den Gästen fest?“
Er lässt die Hand, er lässt sie nicht,
Er beugt ihn mit Macht heran;
Und durch des alten Seemanns Blick
Der Jüngling stand wie gebannt.
Die Hochzeit stand hoch in Saal und Raum,
Doch in des Seemanns Auge,
Er sah und hörte – wie in einem Traum -
Den Seemann und seine Klage.
Der alte Seemann begann seine Mär,
Der Jüngling lauscht verstummt,
Und seine Augen wurden schwer,
Wie ein Mann, der tiefer und tiefer sinkt.
„Das Schiff war geentert, wir liefen aus
Mit munterem Sinn und Sang,
Mit Segeln weiß und Flaggen hoch hinaus
Durch Meer und Wind und Zwang.“
„Die Sonne ging im Morgenrot
Zur Rechten aus dem Meer,
Im Mittagsglanz sie über uns loht,
Zur Linken sank sie hehr.“
„Vom Mast empor die Wolken ziehen,
Ein Sturm uns von Westen trieb;
Der Bug durchschneidet Well' und Gischt,
Das Schiff im Wirbel rieb.“
„Im Süden sah'n wir Land aus Eis
Und Gletscher mächtig hoch,
Da war kein Gras, kein grüner Strauch,
Es glich wie toter Moos.“
„Und mit dem Eis, das glatt und kalt,
Kam Nebel, Frost und Nacht,
Kein Mensch und keine Stimme schallt,
Nur Frost und klirrender Frost.“
„Da kam ein Albatros uns nah
Durch Nebel und durch Sturm,
Als wär er Seemann, der verlor,
Ein Gruß vom alten Turm.“
„Er segelt uns nach, er bringt uns Glück,
Das Eis ging bald vorbei;
Der Wind blies mild, der Nebel wich,
Wie in einer Seemannssage sei.“
„Wir gaben ihm Speise, wir gaben ihm Trank,
Mit Liebe und mit Sang;
Das Schiff fuhr weiter, Tag für Tag,
Zu des Ozeans großem Klang.“
„Doch – ich tötete den Albatros,
Den treuen Vogel, kühn;
Und so begann mein Weh und Gram,
Mit Fluch und Höllensglühn.“
„Die Sonne stieg im Morgenrot
Zur Rechten aus dem Meer,
Doch im Mittagsglanz sie über uns loht,
Zur Linken sank sie hehr.“
„Da stand das Schiff und still wie tot,
Kein Wind und keine Flut,
Wir hängen fest in glühend Rot,
Ein schrecklich, qualvoll Glut.“
„Wasser, Wasser überall,
Und alle Bretter schrumpfen;
Wasser, Wasser überall,
Und nicht ein Tropfen zum Trinken.“
„Da trocknet Zung' und Kehle schnell,
Kein Wort und keiner spricht;
Da sieht man Menschen, bleich und fahl,
Im Sonnenhitze Licht.“
„Ach, doch mein Blut und ich,
So verdammt zu ewiger Nacht;
Der Albatros um meinen Hals,
Er war des Fluches Macht.“
„Es kam ein Geisterschiff daher,
Mit Frauen, Tot und Teufelslicht;
Und jede Seele, tot und leer,
Fuhr auf zum Höllenicht.“
„Zwei, zwei, nur ich blieb da,
Der Fluch mich lang' befiel;
Doch eines Tages sank ich ein,
Die See, sie trug mich viel.“
„Nun trage ich durch Zeit und Raum
Die Mär, die mir befahl,
Zu wandern, klagen, ewiger Traum,
Bis ich den Frieden sah.“